Normandie & Bretagne – klassische Sommerfrische

Ob Mont-Saint-Michel, endlose Sandstrände, die wohlklingenden Namen der mondänen Seebäder Deauville und Granville sowie die kulinarischen „3 C“ – Cidre, Calvados und Camembert – all das steht für die nordfranzösische Normandie. Schon vor rund 200 Jahren lockte die Normandie die Reichen und Schönen aus Frankreich und Großbritannien an, darunter auch den französischen Kaiser Napoleon und seine aus Österreich stammende Gattin.
Im Westen thront der weltberühmte Mont-Saint-Michel, auch „Wunder des Abendlands“ genannt, auf der Grenze der Normandie zur Bretagne. Die imposante Klosterfestung liegt in Sichtweite vom etwa einen Kilometer entfernten Ufer auf einem Felskegel im Meer und gehört bereits seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Weiter im Nordosten, an der Côte d’Albâtre, der Alabasterküste, warten die weißen Kreidefelsen mit der 70 Meter hohen, fast nadelspitzen „Aiguille“ bei Étretat auf Besucher. von hier geht es weiter über Dieppe bis zur Nordgrenze der Normandie bei dem kleinen Städtchen Le Tréport, das, an der felsigen Steilküste gelegen, mit einem neuen Schrägaufzug auf der Trasse der 1908 eröffneten Standseilbahn zu Aussichten von oberhalb der Felsenküste lockt.
Dazwischen liegen an rund 600 Kilometern Küste die vielen Sandstrände, die die Normandie berühmt gemacht haben. Hier weht die angenehm-frische Brise, wegen der sich schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Reichen aus dem engen und damals übelriechenden Paris auf den 200 Kilometer weiten Weg ans Meer machten, um „Luft zu schnappen“. Ihnen folgten bald die Nachbarn von der anderen Seite des Ärmelkanals, die die französischen Strände attraktiv fanden. Auch zahlreiche Künstler, insbesondere die des Impressionismus (wie Claude Monet oder Edgar Degas), genossen die Region und ihre beeindruckenden Landschaften und Lichtspiele.
Eigentlich aber stehen in der Normandie die Landwirtschaft und gute Lebensmittel im Mittelpunkt. Der Golfstrom, der vom Atlantik kommend hier aufs Festland stößt, ist im Winter wie eine Heizung und sorgt für erfreulich milde Wassertemperaturen. Milchwirtschaft, Rinder- und Pferdezucht, Fischerhäfen – alle Facetten der Lebensmittelgewinnung sind hier zu finden. Daher ist diese traditionell reiche Region auch heute noch so etwas wie ein „Garten“ für Paris. Und in den Speisekarten und auf den Tellern der Restaurants bildet sich dieser Reichtum auch ab. Die Normandie steht im kulinarisch verwöhnten Frankreich für Spitzenprodukte bei Käse, Butter und Sahne, Meeresfrüchten und Fischen, aber auch für Calvados und Cidre.
Der Reichtum der Region spiegelt sich in vielen Kirchen- und Kulturbauten wider: Gotische Kathedralen hier, beeindruckende Klöster und Abteien da, daneben eine Vielzahl an Schlössern und Villen mit imposanten Gartenanlagen. Aber auch die Moderne, die Mode hat hier ihre Wurzeln: Das Geburtshaus von Christian Dior in Granville gilt vielen als eine der Geburtsstätten der einzigartigen Haute Couture. In der anglo-normannischen Villa und dem beachtlichen Garten im Stil eines englischen Parks verbrachte der Meister eine behütete Kindheit. Die Normandie aber auch immer wieder im Mittelpunkt von Eroberungsfeldzüge und Kriegen, wie zuletzt vor wenig mehr als 70 Jahren, als die alliierten Landungstruppen hier am „D-Day“ 1944 an noch heute berühmten Stränden wie dem Omaha Beach oder dem Gold Beach mit der Invasion begannen. Aber auch auf städtischen Charme braucht der Normandie-Reisende nicht zu verzichten. Herrliche Städte wie Rouen und Caen, aber auch Le Havre, das inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, stehen im Kontrast zu den ländlichen Gebieten.